Projektbeschreibungen 2005
UVS Neubau der B 5, Ortsumgehung Geesthacht - Faunistische Untersuchungen.
Gutachten im Auftrag von Froelich & Sporbeck, Bochum.
Abbildung 1: Untersuchungsgebiet zur UVS für den geplanten Neubau der B 5
Es wurde die Verlegung der Bundesstraße B5 als Ortsumgehungsstraße für die Stadt Geesthacht geplant. Im Rahmen der durchzuführenden Umweltverträglichkeitsstudie (UVS) wurden diesbezüglich verschiedene Trassenvarianten geprüft. Das Untersuchungsgebiet (vgl. Abb. 1) für die Untersuchungen zur UVS liegt im Kreis Herzogtum Lauenburg und umfasst über 44 qkm. Es reicht im Norden bis zum Siedlungsbereich Dassendorf und umfasst die südlichen Teile des Sachsenwaldes bis zum Bereich der Schwarzen Au nordwestlich von Schwarzenbek. Weiter südlich bildet eine Linie zwischen den Siedlungen Worth und Hamwarde die Grenze des Untersuchungsgebietes.
Um die Auswirkungen auf das Schutzgut "Fauna" zu bewerten, wurde die leguan gmbh im Februar 2004 durch das Büro Froelich & Sporbeck damit beauftragt, folgende faunistischen und floristischen Landschaftselemente zu erfassen und mögliche Auswirkungen des Vorhabens zu beschreiben und zu bewerten: - Biotoptypen,
- Pflanzen der Roten Listen,
- FFH-Lebensraumtypen,
-
Libellen,
- Heuschrecken,
- Tagfalter und Widderchen,
- Laufkäfer,
- Amphibien,
- Reptilien,
- Brutvögel,
- Zug- und Rastvögel,
- Fledermäuse,
- Mittel- und Großsäuger
Für diese Untersuchungen und Bewertungen wurden Verfahren angewandt, die aus verschiedenen Eingriffsvorhaben bereits entsprechend erprobt sind und die den jeweiligen Fragestellungen im Einzelnen angepasst wurden. Besondere Aufmerksamkeit wurde der Betrachtung bekannter bzw. vermuteter Metapopulationen im gesamten Raum gewidmet.
Die Ergebnisse der Untersuchungen werden nachfolgend in Kürze dargestellt:
- Biotoptypen: Insgesamt wurden 72 verschiedene Biotoptypen gemäß der Standardliste der Biotoptypen in Schleswig-Holstein ca. 1.400 Fundorten zugewiesen. Für fast 500 Fundorte besteht ein gesetzlicher Schutz nach LNatSchG i.V.m. Biotopverordnung des Landes Schleswig-Holstein. Den weitaus größten Anteil der gesetzlich geschützten Biotope bilden die nach § 15b LNatSchG geschützten Knicks und Feldhecken (vgl. Abb. 2). Daneben sind Kleingewässer und Ruderale Hochstaudenfluren von Bedeutung.
Abbildung 2: Knickstruktur
- Pflanzen der Roten Listen: Es wurden 32 Pflanzenarten festgestellt, die entweder auf der Roten Liste der Bundesrepublik Deutschland oder auf der des Landes Schleswig-Holstein geführt werden. Sehr hohe und hohe Bedeutung generierten dabei eine Kiesgrube, Bahndämme sowie einzelne Brach- und Abschiebungsflächen. Diese Fundorte wurden daher als lokal bedeutsam eingestuft. Ebenfalls als lokal bedeutsam wurde eine Grünland-Parzelle in der Besenhorster Marsch mit großen Vorkommen der Gefleckten Kuckucksblume (Dactylorhiza maculata, vgl. Abb. 3) und des Schlangen-Knöterichs (Polygonum bistorta) bewertet.
Abbildung 3: Gefleckte Kuckucksblume (Dactylorhiza maculata)
- FFH-Lebensraumtypen: Insgesamt wurden im Untersuchungsgebiet 5 Biotoptypen angesprochen, die die Charakteristika eines FFH-Lebensraumtypes aufweisen. Es handelt sich dabei um den prioritären Lebensraum 91D1* sowie verschiedene Waldbiotope, die den Lebensraumtypen 9110, 9120, 9130 (vgl. Abb. 4) und 9190 zuzurechnen sind.
Abbildung 4: Buchenwald, der dem FFH-Lebensraumtyp 9130 (Waldmeister-Buchenwald) zuzuordnen ist
- Libellen:
An 156 untersuchten Probestellen konnten 34 Libellenarten erfasst werden. Hervorzuheben sind hierbei Nachweise der Gebänderten Heidelibelle (Sympetrum pedemontanum), Speerazurjungfer (Coenagrion hastulatum) und der Grünen Mosaikjungfer (Aeshna viridis , vgl. Abb. 5).
Der überwiegende Anteil der 106 bewerteten Fundorte besitzt einen mittleren oder geringeren Wert. Lediglich 8 Fundorte wurde eine hohe Wertstufe zugewiesen. Bei diesen handelt es sich überwiegend um angelegte Gewässer oder um Sölle. Fünf dieser Fundorte besitzen aufgrund ihrer hohen Artenzahl und ihrer (stark) gefährdeten Arten eine regionale Bedeutung.
Abbildung 5: Grüne Mosaikjungfer (Aeshna viridis)
- Heuschrecken: Insgesamt konnten 19 Arten festgestellt werden. Das Ergebnis entspricht überwiegend den Erwartungen, die aus der Ausprägung der Landschaft resultieren. Die stetigsten Arten sind diejenigen der mesophilen Lebensräume.
Hervorzuheben sind Funde der Zweifarbigen Beißschrecke Zweifarbige Beißschrecke (Metrioptera bicolor, vgl. Abb. 6), des Wiesengrashüpfers (Chorthippus dorsatus) sowie des Verkannten Grashüpfers (Chorthippus mollis). Es wurden insgesamt 17 Fundorte mit regionaler Bedeutung ausgewiesen.
Abbildung 6: Zweifarbige Beißschrecke (Metrioptera bicolor)
- Tagfalter und Widderchen: Das Untersuchungsgebiet erweist sich im überwiegenden Teil als durchschnittlich geeignet für Tagfalter. Es konnten 29 Tagfalterarten und 1 Widderchenart festgestellt werden, die keine hochgradige Gefährdung nach bundes- und landesweiten Roten Listen aufweisen.
- Laufkäfer: Generell zeichnet sich das Untersuchungsgebiet durch eine vergleichsweise sehr reichhaltige Carabidenfauna mit einer Vielzahl gefährdeter Arten aus. Besonders hervorzuheben sind dabei der Xerotherm-Standorte am Rappenberg, die Feldgehölze in der Besenhorster Marsch und die historisch alten Waldparzellen. Während sich v. a. die offeneren Ruderalbereiche durch ein Artenspektrum mit hohem Migrationspotenzial auszeichnen (vgl. Abb. 7), werden v. a. die historisch gewachsenen Waldbereiche durch flugunfähige Hochwaldbewohner besiedelt.
Abbildung 7: Dünen-Sandlaufkäfer (Cicindela hybrida) - ein Bewohner der Pionierlebensräume
- Amphibien: In den 160 auf Amphibien untersuchten Gewässern konnten in 117 Gewässern Nachweise von insgesamt 10 Arten - u. a. Laubfrosch (vgl. Abb. 8), Knoblauchkröte, Moorfrosch, Bergmolch und Kreuzkröte - erbracht werden. Die Nachweise konnten die bestehenden Verbreitungsangaben bestätigen bzw. erweitern. Aufgrund des Amphibienbestandes wurden 18 Gewässer mit einer hoher Wertigkeit und 10 Gewässer mit einer sehr hohen Wertigkeit eingestuft.
Die Bewertung der Laichgemeinschaften durch Berücksichtigung der artspezifischen Aktionsradien, der Metapopulationsbezüge und der Verweildauer am Gewässer erbrachte während der Laichzeit für 15 Gewässer eine hohe und für 3 Gewässer eine sehr hohe Wertigkeit. Nach der Laichzeit weisen 8 Gewässer eine hohe und 1 Gewässer eine sehr hohe Wertigkeit auf.
Abbildung 8: Laubfrosch (Hyla arborea)
- Reptilien: Es konnten insgesamt 5 Arten nachgewiesen werden. Für sämtliche der vorgefundenen Arten konnten Verbreitungslücken geschlossen werden. Durch die Nachweise von Kreuzotter (vgl. Abb. 9), Ringelnatter und Zauneidechse besitzen einige Fundorte eine regionale oder sogar überregionale Bedeutung.
Abbildung 9: Kreuzotter (Vipera berus)
- Brutvögel: Es konnten auf 115 Fundorten, die 23 verschiedenen Landschaftstypen nach FLADE (1994) zugeordnet wurden, isgesamt 102 Brutvogelarten festgestellt werden.
Hervorzuheben sind Brutvorkommen von Baumfalke, Braunkehlchen, Heidelerche, Kiebitz, Rebhuhn, Schilfrohrsänger, Steinschmätzer und Weißstorch (vgl. Abb. 10).
Nach der Bewertungsmethode von WILMS, BEHM-BERKELMANN & HECKENROTH (1997) wurden 2 Fundorte mit landesweiter, 11 Fundorte mit regionaler und 19 Fundorte mit lokaler Bedeutung bewertet. Eine nationale Bedeutung wurde nicht erreicht.
Nach der Bewertung anhand der Landschaftstypen nach FLADE (1994), weisen 3 Fundorte eine sehr hohe, 47 Fundorte eine hohe und 20 Fundorte eine mittlere Wertigkeit auf.
Abbildung 10: Weißstorch (Ciconia ciconia) mit Brutvorkommen in Hamwarde
- Zug- und Rastvögel: Auf den 64 Beobachtungsflächen, die 32 Beobachtungspunkten zugeordnet wurden, konnten von Februar bis April 2004 und September 2004 bis April 2005 insgesamt 18.542 Individuen an Zug- und Rastvögeln nachgewiesen werden, die 75 Vogelarten angehörten. Hervorzuheben sind dabei einzelne Rastflächen für Große Brachvögel und Goldregenpfeifer.
- Fledermäuse: Das nachgewiesene Artenspektrum weist im Untersuchungsraum überwiegend eine vergleichsweise artenarme Ausstattung bei teilweise sehr geringen Aktivitätsdichten auf. Im Untersuchungsgebiet konnten insgesamt 7 Arten sicher determiniert werden: Großer Abendsegler (vgl. Abb. 11), Zwerg-, Breitflügel-, Wasser-, Fransen-, Rauhaut- und Bechsteinfledermaus. Die größten Stetigkeiten und Aktivitätsdichten auf den untersuchten Flächen wiesen dabei generell die Generalisten Zwerg- und Breitflügelfledermaus auf, die verbreitete Fledermäuse der Kulturlandschaft und Siedlungsbereiche darstellen. Unter Einbeziehung von Gefährdungsstatus, Abundanz, Mobilität und Verbreitung im untersuchten Raum wurden die einzelnen Flächen einer Bewertung im naturräumlichen Kontext unterzogen. Dabei wurde für 6 Probeflächen eine lokale Bedeutung für die Fledermausfauna durch das gehäufte Auftreten gefährdeter Arten, wie Fransen- und Rauhautfledermaus bzw. Langohren zugewiesen. Zwei Probeflächen haben durch das Vorkommen der in Schleswig-Holstein stark gefährdeten Bechsteinfledermaus regionale Bedeutung.
Relevante Flugkorridore wurden nicht festgestellt.
Abbildung 11: Großer Abendsegler (Nyctalus noctula)
- Groß- und Mittelsäuger: Im Untersuchungsgebiet kann von dem regelmäßigen Vorkommen von 15 relativ weit verbreiteten Mittel- und Großsäugerarten ausgegangen werden. Die Bedeutung des Untersuchungsgebietes für Mittel- und Großsäuger ist überwiegend gering. Eine lokale Bedeutung ist allenfalls einzelnen Wildwechseln zuzurechnen.
Projektmitarbeit
Dipl.-Biol. Andreas Albig
Dipl.-Biol. Jan Axtner
Dipl.-Biol. Gisela Bertram
Dipl.-Ing. (FH) Holger Gruß
Dipl.-Geogr. Dipl.-Biol. Dr. Manfred Haacks
Dipl.-Ing. (FH) Rainer Haupt
Dipl.-Biol. Dr. Joachim Horstkotte
Dipl.-Biol. Birgit Husmann
Dipl.-Biol. Daniel Meier-Behrmann
Dipl.-Biol. Tom Müller
Dipl.-Ing. Alke Myrzik
Dipl.-Biol. Rolf Peschel
Dipl.-Biol. Haiko Petersen
Biol. Iris Pretzlaff
Dipl.-Biol. Jörg Roloff
Dipl.-Ing. (FH) Christian Rosemeyer
Biol. Frederik Schawaller
Dipl.-Biol. Markus Staudinger
Dipl.-Geogr. Claudia Sültmann
Dipl.-Biol. Bjela Vossen
Projektverzeichnis auf dem leguan-Server Zugang nur mit Berechtigung möglich.
Aktualisierung: 01.02.2010
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