Tagfalter Prognose

Unter bestimmten Voraussetzungen, wie z. B. kurzer Zeitraum für die Bearbeitung oder schlechte Wetterverhältnisse kann ein Verfahren zur Prognose angewandt werden. Dies basiert auf der Eigenschaft vieler Tagfalterarten, eng an bestimmte Larvenfutterpflanzen gebunden zu sein. Die Kenntnis der in einem Gebiet vertretenen Flora ermöglicht eine Abschätzung der Eignung von Biotopen für das Vorkommen von Tagfalterarten. Dabei ist das Vorkommen der Raupenfutterpflanze eine notwendige Voraussetzung, die noch mit weiteren Faktoren wie einer geeigneten Habitatstruktur zusammentreffen muss, um eine Bodenständigkeit zu ermöglichen.

Im Rahmen solcher Prognosen erfolgt eine Erfassung der tagfalterrelevanten Raupenfutterpflanzen zusätzlich zu der herkömmlichen floristischen Erfassung anhand spezieller Erfassungsbögen. Der Aufnahme werden die Häufigkeit der Pflanzenart, die Besonnungsverhältnisse, der Sukzessionsgrad und die Struktur des Biotops zugefügt. Die Häufigkeit der Raupenfutterpflanze wird halbquantitativ in vier Stufen ermittelt (vereinzelt vorkommend; Vorkommen in kleinen Gruppen; Vorkommen über 10 m²; dominantes Vorkommen mit über 0,5 ha).
Mit Hilfe von Angaben über die Raupenfutterpflanzen der verschiedenen Tagfalterarten aus der Literatur wurde eine Datenbank erstellt. Weiterhin wurden die Angaben der Biotopansprüche, Futterpflanzen der adulten Falter, die Migration der Arten und Angaben zu deren Verbreitung mit aufgenommen. Aktuelle Ergebnisse werden mit berücksichtigt und in die Datenbank eingepflegt.
Eine Vorauswahl von potenziell bodenständigen Arten dieses Landschaftsraumes wird anhand von vorliegenen Kartierungsdaten, Verbreitungskarten u. ä vorgenommen. Somit werden auch Biotope rezent nicht nachweisbarer, aber potenziell möglicher Arten, wie dem Baumweißling (Aporia crataegi), berücksichtigt.
Mittels einer Datenabfrage werden den erfassten Pflanzenarten die auf dieser Pflanze als Ei und/oder Larve ansässigen Tagfalterarten zugeordnet.
Des Weiteren werden zur Ermittlung der Biotopeignung halbquantitative Bewertungskriterien angewandt. Zu diesen Bewertungskriterien gehören neben der Quantität des Vorkommens von als gesichert anzunehmenden Futterpflanzen, die von den Arten benötigten Biotopstrukturen, die Isolation des Biotops bzw. dessen Anbindung an vergleichbare Biotope innerhalb der Landschaft, das gesicherte Vorkommen der Arten bei zuvor durchgeführten Erfassungen, die Migrationsfreudigkeit der Arten und die Anbindung des Biotops an vorhandene Populationen bzw. zum nächsten nachgewiesenen Vorkommen der Arten in der näheren Umgebung. Die verschiedenen Bewertungsstufen sind zur besseren Handhabung in einer Tabellendarstellung mit römischen Ziffern belegt worden, die der Tabelle zu entnehmen sind. Eine Ausnahme stellt die Angabe über die Häufigkeit der Futterpflanze da, die ein Additionsprodukt der verschiedenen Häufigkeiten ist und als arabische Ziffer angegeben wird.

Skala der verschiedenen Kriterien zur Bewertung eines Biotops in Bezug auf die Biotopeignung von Tagfalterarten.



Mit Hilfe der Bewertungskriterien wird jedem Biotop bezüglich jeder Tagfalterart ein endgültiger Wert in einer vierstufigen Skala zugeteilt. Die Bewertung der Biotope erfolgt nicht rechnerisch, anhand der verschiedenen Bewertungskriterien, sondern wird unter Abwägung der für die jeweiligen Art entscheidenden Kombination der Faktoren vorgenommen. So kann z. B. ein optimal ausgestatteter Biotop aufgrund der fehlenden Anbindung und der geringen Migrationsfreudigkeit einer Falterart weniger gut bewertet werden, als ein eventuell schlechter ausgestatteter Biotop mit jedoch guter Anbindung an eine bestehende Population.
Die Darstellung der Ergebnisse erfolgt innerhalb von Tabellen, die für jedes einzelne Biotop die Biotopeignung bezüglich einer Entwicklungsmöglichkeit der Tagfalterarten angibt.


Aktualisierung: 18.05.2005