|
Projektbeschreibungen 2000Erfassung und Bewertung der Fledermausfauna im Süden Lübecks für die Vorhaben: B 207n zwischen Lübeck und Pogeez, Airport Business Park Lübeck-Blankensee, Hochschulstadtteil, Bebauung BornkampGutachten im Auftrag von TGP, Lübeck, 2000.
Aufgrund der Zeitgleichheit und des unmittelbaren räumlichen Zusammenhangs der Projekte zueinander war es möglich, positive Synergie-Effekte und damit eine höhere Effizienz bei der Bearbeitung zu erzielen. Das heißt, der jeweils projektbezogene Untersuchungsrahmen konnte geringer gehalten werden als bei separater Durchführung der Projekte. Im Einzelnen wurden folgende Parameter untersucht:
Aus den bereits durchgeführten Untersuchungen zur Fledermausfauna im Bereich der BAB A 20 war bekannt, dass im Raum Blankensee zwei Arten des Anhang II der FFH-Richtlinie nachgewiesen wurden. Hierbei handelte es sich um das Große Mausohr (Myotis myotis) und um die Teichfledermaus (Myotis dasycneme). Es war in dieser Untersuchung also zudem zu prüfen, ob Vorkommen dieser Arten im weiteren - nördlich der BAB A 20 gelegenen - Trassenverlauf vorhanden sind und falls ja, inwieweit diese durch Bau und Betrieb der Straße bzw. durch Realisierung der Projekte Business Park und/oder Bau des Hochschulstadtteils und/oder Bornkamp beeinträchtigt wären. Um eine vollständige Beurteilung der Bestandssituation im Raum zu ermöglichen, musste auch die Grönauer Heide mit in die Untersuchungen einbezogen werden. Dies ergibt sich bereits aus entsprechenden Hinweisen aus dem Gutachten der leguan gmbh zum Abschnitt 2 der BAB A 20. Im April 2000 wurden für das gesamte Untersuchungsgebiet die zu kartierenden Bereiche ausgewiesen. Es wurden bei der Auswahl der Kartierungsstandorte flächendeckend alle relevanten Landschaftselemente einbezogen. Hierzu wurde die potenzielle Habitateignung folgender Landschaftselemente festgelegt: Potenzielle Leitlinienfunktion ("Fledermaus-Flugstraßen"), z. B.:
Die nachgewiesenen Arten wurden bezüglich ihres Verhaltens differenziert aufgenommen. Es wurde dabei unterschieden in:
Die Bewertung der Bestände erfolgt nach mehreren Kriterien, die miteinander kombiniert werden:
Darüber hinaus sollte ggf. die Ausweisung lokal bzw. regional, überregional oder landesweit bedeutsamer Biotopkomplexe erfolgen. Grundlage bildeten dabei die ermittelten Werte (Artenzahlen oder Nutzungsindices) der einzelnen Teillebensräume und/oder das Vorkommen von Arten des Anhang II der FFH-Richtlinie. Um überprüfen zu können, welche qualitative Eignung die Grönauer Heide als Fledermauslebensraum hat - und somit die Annahmen der leguan GmbH aus dem Jahre 1998 zu verifizieren, wurde zusätzlich zu den bereits skizzierten Verfahren der SHANNON-Index zur Berechnung der Diversität angewandt. Im gesamten Untersuchungsraum wurden 12 Fledermausarten nachgewiesen (hierbei flossen auch die Ergebnisse der BAB A 20 ein). Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Mückenfledermaus ( Die mit Abstand am häufigsten nachgewiesene Art im Gebiet war die Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) mit fast der Hälfte aller Beobachtungen, darauf folgten Großer Abendsegler (Nyctalus noctula), Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus), Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii) und Wasserfledermaus (Myotis daubentoni). Als bemerkenswert kann auch der Nachweis der in Schleswig-Holstein vom Aussterben bedrohten Zweifarbfledermaus (Vespertilio murinus) gelten, obwohl dabei zu berücksichtigen ist, dass sich diese Art in den letzten Jahren stark ausbreitet. Dies konnte auch in den gehäuften Nachweisen innerhalb der Einzelprojekte dokumentiert werden. Bei den Untersuchungen im Jahr 2000 konnten aber die Arten des Anhang II der FFH-Richtlinie Teichfledermaus (Myotis dasycneme) und Mausohr (Myotis myotis) nicht erneut erfasst werden. Es liegt der Schluss nahe, dass es sich bei den früheren Nachweisen um Satelliten handelte, die mit Populationen östlich (z. B. im Bereich des ehemaligen Grenzstreifens) in Verbindung standen. Aus der Berechnung der Wertigkeiten der einzelnen Teilhabitate ergaben sich drei bedeutsame Biotopkomplexe, die jeweils überregionale Bedeutung für die Fledermausfauna haben (Mönkhof - Landgraben - Hochschule, Klein Sarau - Holstendorf und Blankensee). Eine landesweite Bedeutung konnte dabei dem Komplex Blankensee eingeräumt werden, bei den beiden anderen war dies nicht gegeben, da hier keine Arten des Anhang II der FFH-Richtlinie regelmäßig vorkamen. Für die Grönauer Heide konnte nach dem derzeitigen Kenntnisstand kein Lebensraum regionaler oder gar landesweiter Bedeutung für die Fledermausfauna abgeleitet werden. Aus den Ergebnissen dieser umfassenden Untersuchung erfolgte die Eingriffsbewertung hinsichtlich Meidung, Verminderung, Ausgleich und Ersatz. Kurz zusammengefasst ergaben sich folgende Schlussfolgerungen und Vorschläge für die einzelnen Projekte: Eine Trennwirkung und somit Unterbrechung der Flugwege im Sinne einer Zerschneidung war nicht zu erwarten. Allerdings können erhöhte Lichtemissionen eine erhöhte Attraktion für Nahrungsinsekten und damit auf jagende Fledermäuse darstellen. Dies spielte v. a. in den Biotopkomplexen "Blankensee" und "Klein Sarau - Holstendorf" eine Rolle, wo derzeitig wenige Vorbelastungen durch diffuse Lichtquellen vorhanden waren. So wurden folgende Vorschläge abgeleitet:
Die Auswirkungen durch die Errichtung des Business Parks auf die Fledermausfauna waren als relativ gering einzuschätzen. Zwar ist das Gelände Teil des Biotokomplexes "Blankensee", dessen Bedeutung als überregional eingeschätzt wurde. Jedoch waren die zu erwartenden Beeinträchtigungen auf Jagdhabitate, Flugstraßen oder auch Quartiere vergleichsweise gering bzw. nicht vorhanden. Es kann sogar geschlussfolgert werden, dass durch fledermausgerechte Bauweise das Quartierangebot für die Fledermäuse erheblich erhöht werden könnte. Dies war als förderlich für den Biotopkomplex "Blankensee" anzusehen. Solche Maßnahmen sollten in den gesamten erforderlichen Ausgleich eingebracht und als positiv bilanziert werden. Das heißt, Ausgleichserfordernisse aus anderen Bereichen wären hiermit zu verrechnen. Es war anzunehmen, dass es durch Überbauung und Umnutzung von stark genutzten Teilhabitaten zu einem verminderten Nahrungsangebot für die Fledermausfauna kommen würde. Dies könnte aber durch Bereitstellung geeigneter Ausgleichsflächen (Brachen mit entsprechender Produktivität der Insektenfauna) kompensiert werden. Nach Einschätzung der leguan GmbH war davon auszugehen, dass die Akzeptanz der neuen Flächen relativ gut sein würde. Denn auch die derzeitig verstärkt genutzten (und durch den geplanten Eingriff verschwindenden) Ruderalflächen haben erst seit vergleichsweise kurzer Zeit für die Fledermausfauna in dieser Qualität zur Verfügung gestanden. Zudem wurde vorgeschlagen, durch fledermausgerechte Bauweise neue Quartiere im Bereich der Hochschule zu schaffen. ProjektmitarbeitDipl.-Geogr. Dipl.-Biol. Dr. Manfred HaacksBiol. Frank Manthey Dipl.-Biol. Rolf Peschel Dipl.-Biol. Haiko Petersen Dipl.-Biol. Holger Reimers Projektverzeichnis auf dem leguan-Server Zugang nur mit Berechtigung möglich. Aktualisierung 06.07.2006 |