Projektbeschreibungen 1994Botanische und zoologische Kartierungen zur Umweltverträglichkeitsstudie Schwerin Süd inklusive limnologischer Untersuchungen des Krebsbaches zwischen März 1993 und Oktober 1993
Gutachten im Auftrag des Umweltamtes der Stadt Schwerin, 1994.
Das Untersuchungsgebiet ließ sich aufgrund der standortbedingten Gegebenheiten und der anthropogenen Nutzungen in neun Teilgebiete aufgliedern.
Im Verlauf der Kartierungen konnten im Untersuchungsgebiet 15 Tier- und 16 Pflanzenarten nachgewiesen werden, die in Mecklenburg-Vorpommern als gefährdet anzusehen sind. Die neun Teilgebiete unterschieden sich hinsichtlich ihres Arteninventars ganz erheblich, so dass ihnen aus ökologischer Sicht eine unterschiedliche Bedeutung zuzumessen war.
Diese Fläche erwies sich zusammen mit den Teilgebieten 3, 5 und 8 als einer der arten- und individuenärmsten Bereiche im gesamten Untersuchungsgebiet. Aus den bearbeiteten Tiergruppen konnten folgende Artenzahlen nachgewiesen werden: Libellen 2, Heuschrecken 7, Laufkäfer 10, Tagfalter 4 und Vögel 16. Alle Arten waren nicht gefährdet, sondern sie gehören zu den häufigsten Vertretern der jeweiligen Gruppen.
Dieses Teilgebiet konnte zusammen mit den Teilgebieten 4, 6 und 7 als einer der arten- und individuenreichsten Bereiche des gesamten Untersuchungsgebietes klassifiziert werden. Aus den bearbeiteten Tiergruppen konnten folgende Artenzahlen nachgewiesen werden: Libellen 6, Heuschrecken 10, Laufkäfer 27, Tagfalter 12, Reptilien 1 und Vögel 29. Sowohl die Artenvielfalt als auch die Artendichte war hier deutlich größer als im benachbarten Teilgebiet 1. Zusätzlich belegte die Betrachtung der Habitatansprüche der in Teilgebiet 2 nachgewiesenen Arten einen erheblich größeren Strukturreichtum dieses Gebietes.
Hier konnten nur in den Randlagen zu Teilgebiet 2, z. T. außerhalb eines umzäunten Betriebsgeländes ökologisch bedeutsame Flächen wie Ruderalfluren und Waldränder nachgewiesen werden. Aus den bearbeiteten Tiergruppen konnten folgende Artenzahlen kartiert werden: Libellen 4, Heuschrecken 10, Tagfalter 7 und Vögel 3.
Wie bereits erwähnt handelt es sich hier eine der arten- und individuenreichsten Flächen des gesamten Untersuchungsgebietes. Aus den bearbeiteten Tiergruppen konnten folgende Artenzahlen nachgewiesen werden: Libellen 3, Heuschrecken 11, Tagfalter 15, Reptilien 1 und Vögel 16. Kennzeichnend für dieses Teilgebiet waren Arten wie Rotleibiger Grashüpfer (Omocestus haemorrhoidalis), Zwergbläuling (Cupido minimus), Braunkehlchen (Saxicola rubetra) und als Raupenfutterpflanze von C. minimus der Wundklee (Anthyllis vulneraria). Diese Arten waren aber lediglich auf Teilbereiche, v. a. die ehemalige Gärtnerei, beschränkt. Insgesamt war dieses Teilgebiet mit offenen Sandflächen, Trockenrasen, -brachen oder Gebüschen für das Untersuchungsgebiet v. a. aus faunistischer Sicht von großer Bedeutung.
Das Gebiet der Kleingärten zeigte gewisse Übereinstimmungen mit Teilgebiet 1. Zwar handelte es sich auch hier um ein Gebiet mit unversiegeltem Boden, so dass durchaus Vegetation vorhanden war, aber die Kartierungsergebnisse belegten hier wie dort einen ökologisch gestörten Zustand. Aus den bearbeiteten Tiergruppen konnten folgende Artenzahlen nachgewiesen werden: Libellen 3, Heuschrecken 6, Tagfalter 6 und Vögel 13. Fast alle Flächen in Teilgebiet 5 werden intensiv gärtnerisch genutzt und "gepflegt", so dass eine standortgerechte Kraut- und Gehölzflora nur sporadisch und in der Regel nur kurzfristig aufkommen kann.
Hierbei handelt es sich um das einzige Gebiet der gesamten Untersuchungsfläche, in dem größere Bereiche einer natürlicheren Vegetation erhalten waren. Aus den bearbeiteten Tiergruppen konnten folgende Artenzahlen nachgewiesen werden: Libellen 18, Heuschrecken 9, Laufkäfer 16, Tagfalter 12, Amphibien 2, Reptilien 1 und Vögel 24. Hervorzuheben waren die Nachweise des Breitblättrigem Knabenkrautes (Dactylorhiza majalis), der Ringelnatter (Natrix natrix), des Schlagschwirls (Locustella fluviatilis) und der Beutelmeise (Remiz pendulinus). Die Bruchwaldreste, Feuchtgebüsche und Feuchtgrünländer des Teilgebietes 6 waren die wertvollsten Feuchtlebensräume im gesamten Untersuchungsgebiet. Insgesamt gesehen war das Gebiet aus ökologischer Sicht der bedeutendste Bereich, da hier die faunistisch und floristisch wertvollsten Flächen des Niederungsgebietes vorhanden sind.
Ebenfalls eines der artenreichsten Gebiete des gesamten Untersuchungsgebietes. Aus den bearbeiteten Tiergruppen konnten folgende Artenzahlen nachgewiesen werden: Libellen 6, Heuschrecken 12, Tagfalter 14, Reptilien 2 und Vögel 32. Hervorzuheben sind die Nachweise der Zauneidechse (Lacerta agilis), des Neuntöters (Lanius collurio) und des Braunkehlchens (Saxicola rubetra). Auch wenn die ökologisch bedeutsamen Bereiche dieses Teilgebietes sich weitgehend nur auf die Randlagen beschränkten, belegte allein die Artenvielfalt die Bedeutung dieses Teilgebietes im Übergangsbereich zwischen der Krebsbach-Niederung und den anschließenden Trockenstandorten.
Zusammen mit den Teilgebieten 1, 3 und 5 erwies sich dieses als eines der arten- und individuenärmsten. Aus den bearbeiteten Tiergruppen konnten folgende Artenzahlen nachgewiesen werden: Libellen 5, Heuschrecken 9, Tagfalter 6 und Vögel 10. Da die Habitatansprüche vieler Organismenarten aufgrund von Vorbelastungen wie z. B. geringe Arealgröße, Störungen, Schad- und Nährstoffeintrag hier nicht zu realisieren waren, war dieses Gebiet von geringer Bedeutung.
Die limnologischen Untersuchungen des Krebsbaches umfassten neben der Aufnahme der Gewässerstruktur, eine Aufnahme des Makrozoobenthos und des Fischbestandes sowie eine Ermittlung chemischer und physikalischer Parameter. Wie die Untersuchungen zeigten, handelte es sich beim Krebsbach um ein begradigtes, strukturarmes und vielfältigen Belastungen unterworfenes Fließgewässer. Es wurde die ökologische Bedeutung dieses Gewässers für den Untersuchungsraum dargestellt. Der Krebsbach stellte den einzigen aquatischen Lebensraum für den Untersuchungsraum dar und sicherte weiterhin durch den Erhalt der hydrologischen Verhältnisse die Existenz der Feuchtlebensräume in Teilgebiet 6. Zusammenfassend gesehen war der Krebsbach einerseits als aquatischer Lebensraum mit Bedeutung für das gesamte Untersuchungsgebiet zu betrachten, und andererseits wiesen die Untersuchungsergebnisse den Krebsbach als stark gestörtes Fließgewässer mit einer hohen Nährstoffbelastung aus.
Bei einer Ausweitung des Friedhofgeländes in der bisherigen Form war mit einer Faunenverarmung an den jetzigen Waldstandorten zu rechnen. Aus floristischer und faunistischer Sicht war eine Erweiterung des Friedhofsgeländes nur zu vertreten, wenn bei der Gestaltung des neuen Geländes ökologische Gesichtspunkte berücksichtigt wurden. Bei den geplanten Baumaßnahmen die das Teilgebiet 4 betreffen, war unbedingt zu berücksichtigen, dass ein Totalverlust der ökologisch wertvollen oder gesetzlich geschützten Flächen durch Versiegelung, Mutterbodenaufschüttung usw. aus Sicht des Biotop- und Artenschutzes nicht zu vertreten war. Eine positive Entwicklung des Niederungsgebietes im Bereich der Kleingärten aus ökologischer Sicht erschien in der damaligen Situation fraglich und war nur durch eine generelle Nutzungsänderung möglich.
Das einzige Gebiet, in dem größere Bereiche einer ursprünglicheren Vegetation zu finden waren. Die Bruchwald-, Feuchtgebüsch-, Röhricht- und Grünlandstandorte waren aus floristischer und faunistischer Sicht unbedingt zu erhalten. Der Waldrand an der Ostgrenze des Teilgebietes 7 und der Übergangsbereich in die Krebsbach-Niederung an der Westgrenze dieses Teilgebietes stellten ökologisch bedeutende Lebensräume dar und sollten aus floristischer und faunistischer Sicht durch Baumaßnahmen nicht beeinträchtigt werden.
Projektmitarbeit
Dipl.-Biol Britta Andreas
Dipl.-Biol. Klaus Grothendieck
Dipl.-Biol Peter Kröger
Dipl.-Biol. Tom Müller
Dipl.-Biol. Rolf Peschel
Dipl.-Biol. Holger Reimers
Dipl.-Biol. Christian Schröter
Projektverzeichnis auf dem leguan-Server Zugang nur mit Berechtigung möglich.
Aktualisierung 08.07.2006
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